Vorbemerkungen
🚨 Als Protestant hörte ich einige scheinbar valide Punkte gegen den Deutero-Kanon und habe sie in meiner anti-katholischen Haltung sofort geschluckt. Beispielsweise habe ich in meinem protestantischen Theologie-Studium gelernt, dass das Konzil von Rom ein früher Beleg für den NT-Kanon Kanon darstellt. Es wurde aber unterschlagen, dass es auch ein Beleg für den katholischen AT-Kanon inklusive Deutero-Kanon darstellt. Bei Protestanten wird auch gerne immer wieder Hieronymus als Verfechter für ihren Kanon herangezogen, aber nicht erwähnt, dass er sich der Kirchenautorität untergeordnet hat, nachdem sie eine Entscheidung für den Kanon getroffen hat.
Wenn man jedoch nur an der Oberfläche vieler Argumente kratzt, merkt man ganz schnell, dass auf einer gründlicheren Ebene der Fall klar zu Gunsten der Katholiken entschieden werden muss. Viele protestantische Argumente basieren auf zweierlei Mass (in manchen Kontexten auch als Heuchelei bekannt). Es wird häufig die andere Seite der Medaille verschwiegen oder man bezieht sich gerne auf eine falsche, ja sogar anti-christliche jüdische Autorität. Auch wird Streit der Kirchenväter vor Konzilsbeschlüssen als eine Argumention herangezogen. Aber Streit kann auch für alles Mögliche herangezogen werden (Trinität etc.).
Wenn man dies beachtet, lassen sich die meisten protestantischen Argumente schnell entlarven. Man sollte sich immer folgende Fragen stellen:
- Wird hier etwas Entscheidendes oder Relativierendes verschwiegen?
- Hält der protestantische Kanon diesem Massstab stand oder kann man das Argument vielleicht sogar von ungläubiger Seite auf den protestantischen Kanon anwenden?
- Wieso soll eine bestimmte angeführte Autorität (für einen Protestanten) überhaupt eine Autorität haben?
Unterschiede zwischen kath. und prot. Kanon
- Der katholische Bibelkanon hat 7 weitere Bücher (protestantisches Framing) bzw. die Protestanten haben in Tradition Martin Luthers 7 Bücher aus ihrem Kanon entfernt. Diese sind:
- Tobit
- Judit
-
- Makkabäer
-
- Makkabäer
- Weisheit Salomos
- Sirach
- Baruch (traditionell ein Teil Jeremias)
- Zudem sind 2 Bücher in den katholischen Bibeln länger bzw. in den protestantischen Bibeln gekürzt:
- Daniel: 3 Kapitel (174 Verse)
- Esther: 6 Kapitel (107 Verse)
Kriterien für Kanonizität
- Kriterien sollten universell anwendbar sein.
- Denn mit Ausnahmen kann man bekanntlich alles rechtfertigen.
- Somit sind nur universelle Kriterien für eine Kanon-Begründung brauchbar.
- Wenn schon ein Kriterium allein nicht standhält, kann es auch gemeinsam mit anderen schwachen Kriterien nicht funktionieren.
- Viele schlechte Argumente zählen nicht als ein gutes Argument, sondern eben als viele schlechte!
- Kriterium: Autorenschaft
- Zeitliche Nähe des Autors zu den Ereignissen:
- Warum wird dann nicht der Clemensbrief oder die Petrus-Apokalypse als kanonisch angesehen?
- Sie wurden ja teilweise mal als kanonisch angesehen.
- 1Clem war vielleicht sogar früher als einige NT-Bücher. Und Clemens kommt im NT als Person sogar vor.
- Warum nicht auch Polykarps Brief, denn immerhin ist er Apostelschüler gewesen?
- Warum wird dann nicht der Clemensbrief oder die Petrus-Apokalypse als kanonisch angesehen?
- Ein AT-Buch muss von einem Propheten stammen:
- Was ist mit den Geschichtsbüchern?
- Ein NT-Buch muss von einem Apostel stammen:
- Was ist mit dem Hebräerbrief?
- Warum nicht auch den 3. Korintherbrief bzw. den 0. Korintherbrief?
- Zeitliche Nähe des Autors zu den Ereignissen:
- Kriterium: Lehre / Orthodoxie
- Dies wäre ein petitio principii Fehlschluss (begging the question).
- Denn was rechte Lehre ist, erfahren wir ja aus den kanonischen Büchern.
- Zu mindestens laut Sola Scriptura. Katholiken können sich natürlich auf ein Lehramt berufen.
- Wenn sich etwas widerspricht, was wirft man dann aus dem Kanon?
- Wenn man nach einem Mehrheitsprinzip der biblischen Zeugen geht, könnte ich solange ganz viele Apokryphen in den Kanon holen, die meine Lehre stützen, bis sie die Mehrheit sind.
- Mehrheit ist zudem kein Kriterium der Wahrheit. Entweder ist etwas kanonisch oder nicht!
- Der Kanon bleibt für immer offen. Denn ein weiterer Korintherbrief könnte ja auch orthodox sein.
- Man erhebt sich und seine Theologie selbst zum Standard über die Schrift.
- Kriterium: Christus-Zentriertheit
- Luthers Spektrum der Kanonizität basiert auf seiner Ansicht, was Christus-zentriert ist (”was Christum treibet”).
- Aber dies bringt dieselben Probleme, wie es auch eine noch so messerscharfe Kanon-Definition anhand der Lehre/Orthodoxie täte.
- Denn was ist denn nach “rechtgläubiger” Weise wirklich Christus-zentriert? Und wie merke ich das?
- Was ist mit manchen AT-Schriften?
- Treibt nur Christum, was der lutherisch-reformierten Deutung des Römerbriefs entspricht, oder darf man auch von Jakobus ausgehen, um zu definieren, was Christus-gemäß ist?
- Oder von einem häretischen apokryphen Buch?
- Wer weiß, vielleicht haben die Gnostiker mit ihren Schriften ja den wahren Christus erkannt und somit tatsächlich Christum getrieben.
- Nach diesem Kriterium ist es schwierig, dagegen zu argumentieren.
- Luthers Spektrum der Kanonizität basiert auf seiner Ansicht, was Christus-zentriert ist (”was Christum treibet”).
- Kriterium: Referenzierungen
- Kanonische AT-Bücher müssen direkte Zitate im NT haben:
- Was ist dann mit Josua, Richter, Rut, 1. Chroniker, Esra, Nehemia, Esther, Prediger, Hohelied, Klagelieder, Obadja, Zefania und Nahum?
- Kanonische AT-Bücher müssen mindestens Anspielungen im NT haben:
- Was ist dann mit Esther, Prediger und Hohelied?
- Im Übrigen haben aber haben einige deuterokanonische Bücher Anspielungen!
- Z.B. verweist Hebr 11,35 auf 2Makk 7,14, wobei Hebr 11 nur Glaubenshelden aus dem AT durchgeht. Also die Crème de la Crème, was die Bibel anzubieten hat. Und dann sollen auf einmal Figuren aus Apokryphen auftauchen?
- Auch das Henochbuch und griechische Philosophen werden im NT erwähnt. Sind sie jetzt auch kanonisch?
- Kanonische AT-Bücher müssen direkte Zitate im NT haben:
- Kriterium: Anspruch auf Inspiration
- Kanonische Bücher müssen sich als inspiriert ansehen:
- Was ist dann mit allen historischen AT-Büchern oder mit der Weisheitsliteratur?
- Es darf keine scheinbare Ablehnung von Inspiration geben:
- Was ist dann mit:
- 1Kor 7,12“Den Übrigen aber sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat, und diese ist einverstanden, bei ihm zu wohnen, so soll er sie nicht entlassen;”1Kor 7,12
- 2Kor 11,17–23“17 Was ich jetzt rede, das rede ich nicht dem Herrn gemäß, sondern wie in Torheit, in diesem zuversichtlichen Rühmen. 18 Da viele sich rühmen nach dem Fleisch, will auch ich mich rühmen. 19 Ihr, die ihr klug seid, ertragt ja gerne die Törichten. 20 Ihr ertragt es ja, wenn jemand euch versklavt, wenn jemand euch aufzehrt, wenn jemand euch einfängt, wenn jemand sich überhebt, wenn jemand euch ins Gesicht schlägt. 21 Zur Schande sage ich das, dass wir so schwach waren. Worauf aber jemand pocht (ich rede in Torheit), darauf poche ich auch. 22 Sie sind Hebräer? Ich bin es auch. Sie sind Israeliten? Ich auch. Sie sind Abrahams Same? Ich auch. 23 Sie sind Diener des Christus? Ich rede unsinnig: Ich bin’s noch mehr! Ich habe weit mehr Mühsal, über die Maßen viele Schläge ausgestanden, war weit mehr in Gefängnissen, öfters in Todesgefahren“2Kor 11,17–23
- Was ist dann mit:
- Es darf keine scheinbare Schließungen des Kanons geben:
- 1Makk 9,27“Große Bedrängnis herrschte in Israel, wie noch keine geherrscht hatte seit den Tagen, da die Propheten nicht mehr auftraten.”1Makk 9,27
- Es wird hier nicht gesagt, dass sie für immer aufhörten.
- Und wenn damit ausgedrückt werden soll, dass es keine Propheten derzeit gibt und somit 1Makk nicht inspiriert sein kann, was ist dann mit:
- Ps 74,9“Unsere eigenen Zeichen sehen wir nicht; es ist kein Prophet mehr da, und niemand bei uns weiß, wie lange.“Ps 74,9
- Kanonische Bücher müssen sich als inspiriert ansehen:
- Kriterium: Das pneumatische Argument
- Der Heilige Geist überführt die Christenheit des richtigen Kanons
- Demnach muss ja der traditionelle katholische Kanon korrekt sein.
- Es sei denn der Heilige Geist hat lange Zeit geschlafen.
- Demnach muss ja der traditionelle katholische Kanon korrekt sein.
- Der Heilige Geist kann theoretisch auch durch nicht-kanonische Bücher wirksam sein oder auch bspw. durch Lieder.
- John Bunyan bekam in einer Glaubenskrise einen Eindruck durch den Heiligen Geist, der ihn gerettet hat. Später erkannte er, dass dieser Eindruck aus Sirach 2 kam.
- Woher weiss ich also, ob mein Geist-gewirktes Erlebnis aufgrund der Kanonizität oder trotz der Nicht-Kanonizität einer Schrift zu Stande kam?
- Wieso wollte Luther aus Eifer für das vermeintliche Evangelium dann auch einige Bücher aus dem NT-Kanon entfernen?
- Jakobus vor allen!
- Der Eifer für das Evangelium kann ja nur vom Heiligen Geist geleitet sein.
- Wer definiert, was Christenheit und Christsein ist, wenn nicht durch die Lehren des christlichen Kanons?
- Wer definiert, was Geist-Wirken ist, wenn nicht der christliche Kanon?
- Wie erkennt man das Wirken des Geistes?
- Die Mormonen wähnen sich auch vom Geist geleitet.
- Schwärmerische Neuoffenbarungen gibt es an allen Enden. Sie diese dann auch durch den Geist gewirkt?
- Wie erkennt man falsche Propheten um sie nicht in den Kanon zu lassen?
- Ist diese beste und deutlichste Prophetie auf den Messias Jesus nicht dann auch vom Geist getrieben, wie Petrus sagt:
- 2Petr 1,21“Denn niemals wurde eine Weissagung durch menschlichen Willen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist getrieben haben die heiligen Menschen Gottes geredet”2Petr 1,21
- Die beste und deutlichste biblische Prophetie befindet sich im deuterokanonischen Buch Weisheit:
- Weish 2,12-24“12 Lasst uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung. 13 Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen, und nennt sich einen Knecht des Herrn. 14 Er ist unserer Gesinnung ein Vorwurf, schon sein Anblick ist uns lästig; 15 denn er führt ein Leben, das dem der andern nicht gleicht, und seine Wege sind grundverschieden. 16 Als falsche Münze gelten wir ihm; von unseren Wegen hält er sich fern wie von Unrat. Das Ende der Gerechten preist er glücklich und prahlt, Gott sei sein Vater. 17 Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, und prüfen, wie es mit ihm ausgeht. 18 Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an und entreißt ihn der Hand seiner Gegner. 19 Durch Erniedrigung und Folter wollen wir ihn prüfen, um seinen Gleichmut kennenzulernen und seine Widerstandskraft auf die Probe zu stellen. 20 Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt. 21 So denken sie, aber sie irren sich; denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind. 22 Sie verstehen von Gottes Geheimnissen nichts, sie hoffen nicht auf Lohn für Heiligkeit und erwarten keine Auszeichnung für untadelige Seelen. 23 Denn Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht.1 24 Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt und ihn erfahren alle, die ihm angehören.”Weish 2,12-24
- Der Heilige Geist überführt die Christenheit des richtigen Kanons
Biblische Argumente gegen den Deutero-Kanon
Röm 3,2
📖 “Viel, in jeder Hinsicht! Denn vor allem sind ihnen die Aussprüche Gottes anvertraut worden.”
- Es heißt hier nur, dass die Juden die Verwalterschaft bekommen haben, nicht die Herrschaft.
- Den Inhalt zu bekommen heißt noch nicht zwangsläufig das Recht zur Kanonisierung.
- Und den Inhalt des vollen AT haben sie ja bekommen.
- Es ist Eisegese hier eine Kanonisierung reinzulesen.
- Die Stelle steht zudem in der Vergangenheitsform.
- Jetzt hat die Kirche die Zügel in der Hand, sonst wäre ja auch der Römerbrief nicht kanonisch, wenn es nach den Juden ginge.
- Die Juden hatten damals keinen fixen Kanon.
- Welchen Kanon soll man demnach befolgen?
- Es gab ca. 24 verschiedene Gruppierungen im Judentum des 1. Jahrhunderts.
- Die Sadduzäer hatten bekanntlich nur die Torah im Kanon.
- Manche Juden auch einen noch breiteren Kanon als Katholiken.
- Die Kirche darf auch nachträglich den Kanon ändern bzw. ergänzen.
- Denn wo haben die Juden explizit gesagt, dass die deuterokanonischen Bücher nicht drinnen sein dürfen?
- Eine Ergänzung wäre dann ja nichts Verwerfliches, da nicht dem vorher definierten Kanon (wenn es ihn den gäbe) widersprochen werden muss.
- Dass die Kirche ergänzen darf, ist unumgänglich, wenn wir ein NT haben wollen.
- Außerdem steht im nächsten Vers 3, dass etliche untreu waren.
- Welcher jüdischen Gruppe kann man nun vertrauen?
- Vielleicht waren sie ja nicht nur in der Auslegung und im Praktizieren der Schrift untreu, sondern auch in der Kanonisierung. Liegt ja sehr nahe, dies in diesem Kontext anzunehmen.
Lk 24,44
📖 “Er aber sagte ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch geredet habe, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was im Gesetz Moses und in den Propheten und den Psalmen von mir geschrieben steht.”
- Diese 3-teilige Phrase kann sonst erst ab Mitte des 2. Jahrhunderts in Dokumenten gefunden werden.
- Es kann sich hier also um keinen Terminus Technicus dieser Zeit handeln.
- Zu mindestens kann man so eine Behauptung ohne Belege nicht einfach stehen lassen.
- Vers 46: “und sprach zu ihnen: So steht es geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen,”
- Alle 3 Quellen, die Jesus nannte, sind bekannt für ihre vielen Prophetien auf den leidenden Messias.
- Nur deswegen nennt Er sie und deswegen auch speziell das Buch der Psalmen.
- Jesus hat hier also nicht die Absicht, einen Kanon zu erwähnen. Höchstens einen Kanon von messianischen Leidensprophetien.
- Im 4. Jahrhundert zählten die Juden Sirach noch zu den Schriften/Writings/Hagiographa.
- Talmud, Bava Kamma 92b“Rabba bar Mari explains each of the sources. It is written in the Torah, as it is written: “And so Esau went to Ishmael” (Genesis 28:9). It is repeated in the Prophets, as it is written: “And there were gathered vain fellows to Yiftah, and they went out with him” (Judges 11:3). And it is triplicated in the Writings, as it is written: All fowl will live with its kind, and men with those like him (Book of Ben Sira 13:17).”Talmud, Bava Kamma 92b
- Man siehe auch die Ausführungen zu Lukas 16,16 als Gegenbeleg.
Lk 11,49-51
📖 “Darum hat auch die Weisheit Gottes gesprochen: Ich will Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden etliche von ihnen töten und verfolgen, damit von diesem Geschlecht das Blut aller Propheten gefordert werde, das seit Grundlegung der Welt vergossen worden ist, vom Blut Abels an bis zum Blut des Zacharias, der zwischen dem Altar und dem Tempel umkam. Ja, ich sage euch, es wird gefordert werden von diesem Geschlecht!”
- Es ist eine moderne protestantische Idee diese Stelle für die Kanonfrage anzuführen.
- Kein Kirchenvater hat diese Stelle im Rahmen der Kanondebatte aufgeführt, egal auf welcher Seite er stand.
- Aber selbst wenn der Kanon geschlossen war, mit dem NT wurde er wieder geöffnet und die Christen durften auch nachträglich alles reinnehmen, was sie als christlich erachteten.
- Es müssen 4 Annahmen getroffen werden, um diese Bibelstelle für die Kanonfrage brauchbar zu machen:
- Ist der Zacharias überhaupt identisch mit dem aus 2Chr 24,20-22?
- In Mt 23,34-36 sagt Jesus, dass Zacharias der Sohn Barachias ist, während der aus 2Chr der Sohn Jehoiadas ist.
- Jesus zitiert eine jüdische Tradition: Targum Lamentations
- Ist 2Chr wirklich das letzte Buch der hebräischen Bibel?
- Dieses Argument nimmt ja bereits an, dass der viel spätere rabbinische Kanon damals schon galt.
- Die älteste überlieferte Kopie eines gesamtes Buches (im Gegensatz zu Schriftrollen) ist der Codex Leningradensis (Ende 1. Jahrtausend).
- Dieser und der Codex Alephensis führen Chroniker als erste der Schriften auf und nicht als letzte.
- Esra scheint später zu sein als Chroniker, denn der 1. Absatz von Esra scheint eine Wiederholung des letzten Absatzes von 2Chr zu sein.
- Auch ist anzunehmen, dass Esra und Chroniker in der Reihenfolge des ursprünglichen Kanons weit auseinander lagen, denn sonst ist ja eine Wiederholung sinnlos, wenn sie direkt miteinander verbunden waren und aufeinander folgten.
- Will Jesus mit dieser Aussage auch wirklich den Kanon abstecken?
- Wieso erwähnt Jesus nicht das Blut der Makkabäer?
- Der Kontext macht es klar: Jesus prangert die ungläubigen Juden an, die die Propheten töteten, nicht die heidnischen Griechen, wie bei den Makkabäern geschehen.
- Zwischen Gen und 2Chr findet man keine deuterokanonischen Bücher.
- Aber wir kennen wie gesagt nicht das Inhaltsverzeichnis alter jüdischer Bibel!
- Ist der Zacharias überhaupt identisch mit dem aus 2Chr 24,20-22?
Offb 22,18-19
📖 “Fürwahr, ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen zufügen, von denen in diesem Buch geschrieben steht; und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott wegnehmen seinen Teil vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt, und von den Dingen, die in diesem Buch geschrieben stehen.”
- Wir wissen nicht sicher, dass Offb das letzte Buch des NT ist. Joh oder Joh-Briefe könnten später geschrieben worden sein.
- Das NT ist nach Kategorie und nicht Chronologie geordnet.
- Die deuterokanonischen Bücher wurden nicht nach Abfassung der Offenbarung in den Kanon aufgenommen, sondern gehören zum AT oder auch nicht.
- Sie wurden früher geschrieben und auch schon früher bei frommen Juden anerkannt.
- Der Kanon des NT stand ohnehin erst viel später fest, wie sollte man also dieses Verbot einhalten, wenn es sich auf die gesamte Bibel bezieht?
- Diese Stelle in Offb bezieht sich jedoch nur auf Offb selbst. Man sollte dies als Klammer um die Offb ansehen gemeinsam mit Offb 1,3: “Glückselig ist, der die Worte der Weissagung liest, und die sie hören und bewahren, was darin geschrieben steht! Denn die Zeit ist nahe.”
- Auch müsste nach dieser Logik jeder verflucht sein, der nach Dtn 4,2 noch etwas hinzufügt: “Ihr sollt nichts hinzufügen zu dem Wort, das ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon wegnehmen, damit ihr die Gebote des HERRN, eures Gottes, haltet, die ich euch gebiete.”
- Protestanten, die so etwas behaupten, sind somit die modernen Sadduzäer.
- Tatsächlich wollen beide Stellen nur darauf hinweisen, dass zu dem aktuellen Wort nichts hinzuzufügen ist. Bei der Offb eben nicht noch mehr Inhalt um beim mosaischen Gesetz eben nicht noch mehr Gebote!
- Diese Stelle kann auch genauso für die Protestanten gelten, die etwas vom Kanon wegnehmen. Dann füge ich nach dieser Logik doch lieber etwas hinzu, was nicht hinzu gehört, und ziehe mir maximal Plagen auf den Hals als dass ich mein Eintrag im Buch des Lebens verliere, wenn ich etwas wegnehme, was hinzugehört.
Biblische Argumente für den Deutero-Kanon
Lk 16,16
📖 “Das Gesetz und die Propheten [weissagen] bis auf Johannes; von da an wird das Reich Gottes verkündigt, und jedermann drängt sich mit Gewalt hinein.”
In Kombination mit Mt 11,13:
📖 “Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes.”
- Da Gesetz und Propheten zeitlich bis zum Weltende prophezeien, kann nicht gemeint sein, dass sie bis auf die Zeit von Johannes dem Täufer prophezeiten.
- Somit kann nur gemeint sein, dass Johannes eben in der Reihe der AT-Propheten als letzter ansteht. Jesus verweist ja in Mt 17,10-13 darauf, dass er als der Elia angesehen werden kann, der vor dem Messias kommen muss. Und ab Johannes wird das Reich Gottes verkündigt.
- Wenn aber Johannes der letzte in der Reihe der AT-Propheten ist, dann kann das ja nur heißen, dass die Zeit davor nicht ein Ende der Propheten bedeutet und das schließt die Zeit der deuterokanonischen Bücher mit ein!
- Demnach ist aber der Ausdruck „Gesetz und Propheten“ von Jesus selbst bis zu Johannes hin definiert worden. Dies schließt die 400 Jahre der deuterokanonischen Buecher mit ein. Dies ist zwar kein perfekter Beweis, aber das legt es nahe.
- Somit ist es auch falsch, dass die Idee der Juden aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. korrekt ist, wonach die Propheten 400 v.Chr. aufgehört haben. Johannes der Täufer ist nämlich nach Jesus also auch ein Prophet, ja mehr noch als nur ein gewöhnlicher Prophet (vgl. Lk 7,26). Er ist der verheißene Elia (vgl. Mt 11,14).
Die ersten Christen nutzten die LXX und nicht den masoretischen Text
- Die ersten Christen nutzten die LXX als Bibel und somit wohl auch den LXX-Kanon.
- Die Apostel, Jesus und der Hohe Rat ebenfalls.
- Das NT zitiert zu 90% aus der LXX.
- Die verschiedene Autoren mit unterschiedlicher Zielgruppe zitieren so:
- Sie mussten erwartet haben, dass ihre Zielgruppe das so hinnehmen wird.
- Viele Argumente ergeben nämlich nur mit der LXX-Lesart Sinn.
- Ohne LXX als gemeinsame und allgemein vorausgesetzte Grundlage, hätten sie ja keine Überzeugungskraft gehabt und das musste den Schreibern auch klar gewesen sein.
- Die Funde in Qumran sind älter als der masoretischer Text (10. Jhdt. n.Chr.) und bezeugt die LXX Variante auf Hebräisch!
- Die Juden mochten die LXX-Variante später nicht mehr aufgrund der vielen messianischen Prophetien (z.B. in Weish 2,12-24).
- Warum sollten wir Christen uns in Kanon- und Textkritikfragen auf die Juden verlassen?
- Die Christen waren mit der LXX sehr erfolgreich in der Judenmission.
- Deshalb haben die Juden angefangen ihren proto-masoretischen Text zu bevorzugen.
- Christen haben immer nur die LXX kopiert, sodass der hebräische Grundtext der LXX über die Zeit “ausgestorben” ist.
- Mit Qumran haben wir ihn aber wiederentdeckt. Seither ist die LXX in der textkritischen Forschung wieder sehr beliebt.
- Es gibt auch Unterschiede in den verschiedenen LXX-Manuskripten: Jeder Kodex hat andere deuterokanonische Bücher.
- Dies spricht zwar gegen einen verbindlichen alexandrinischen Kanon.
- Aber sie haben den Deutero-Kanon, was zeigt, dass sie durchaus auch bei Juden als Schrift anerkannt waren.
- Beispiele der Verwendung des LXX-Textes:
- Über die Engel:
- Hebräer 1,6: “Und wenn er den Erstgeborenen wiederum in die Welt einführt, spricht er: »Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten!«”
- Mose 32,43: “Jubelt, ihr Heiden, seinem Volk zu! Denn Er wird das Blut seiner Knechte rächen und seinen Feinden vergelten; aber für sein Land und sein Volk wird er Sühnung schaffen!”
- Im masoretischen Text ist kein Engel genannt, obwohl der Hebräerbrief im Kontext über Engel redet. Hätten die Empfänger des Hebräerbriefes hier nicht sofort protestiert, hätte es ihrer Bibel widersprechen?
- Über den Opferleib Christi:
- Hebräer 10,5: “Darum spricht er bei seinem Eintritt in die Welt: »Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib aber hast du mir bereitet.”
- Psalm 40,7: “Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; Ohren aber hast du mir bereitet; Brandopfer und Sündopfer hast du nicht verlangt.”
- Was nun? Ohren oder Leib?
- Über den Stab Jakobs
- Hebräer 11,21: “Durch Glauben segnete Jakob, als er im Sterben lag, jeden der Söhne Josephs und betete an, auf seinen Stab gestützt.”
- Mose 47,31: “Er aber sprach: So schwöre mir! Da schwor er ihm. Und Israel betete an am Kopfende des Bettes.”
- Was nun? Stab oder Bett?
- Warum wird der Name des Herrn gelästert?
- Römer 2,24: “Denn der Name Gottes wird um euretwillen gelästert unter den Heiden, wie es geschrieben steht.”
- Jesaja 52,5: “Nun aber, was geschieht mir denn hier, spricht der HERR, dass mein Volk ohne Entschädigung geraubt wird? Seine Beherrscher jauchzen triumphierend, spricht der HERR, und mein Name wird beständig gelästert, den ganzen Tag.”
- Den Juden scheint der Inhalt nicht gefallen zu haben, weshalb sie es hier rausnahmen.
- Was ist mit den Blinden?
- Lukas 4,17-19: “Und es wurde ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja gegeben; und als er die Buchrolle aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben steht: 18 »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat6, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu verkünden und den Blinden, dass sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen, 19 um zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn.«”
- Jesaja 61,1-2: “Der Geist des HERRN, des Herrschers, ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, zu verbinden, die zerbrochenen Herzens sind, den Gefangenen Befreiung zu verkünden und Öffnung des Kerkers den Gebundenen, um zu verkündigen das angenehme Jahr des HERRN und den Tag der Rache unseres Gottes, und um zu trösten alle Trauernden;”
- Jesus selbst zitiert hier aus der LXX – und das sogar im Kontext des Gottesdienstes in der Synagoge.
- In der Synagoge wurde also aus der LXX gelesen bzw. aus dem hebräischen Grundtext der LXX!
- 75 oder 70 Seelen?
- Apostelgeschichte 7,14: “Da sandte Joseph hin und berief seinen Vater Jakob zu sich und seine ganze Verwandtschaft von 75 Seelen.”
- Gen 46,27: “Und die Söhne Josephs, die ihm in Ägypten geboren sind, waren zwei Seelen, sodass alle Seelen des Hauses Jakobs, die nach Ägypten kamen, 70 waren.”
- Stephanus zitiert die LXX bei einer lebenswichtigen Belehrung im Prozess vor dem Hohen Rat.
- Wäre ihm ein solcher Fehler unterlaufen, wenn es um sein Leben geht?
- Die Juden scheinen keinen Einwand gegen das Zitat zu haben.
- Der Hohe Rat akzeptiert also auch die LXX!
- Es lässt sich also zusammenfassend sagen:
- Jesus akzeptierte die LXX.
- Die Apostel akzeptierten die LXX.
- Die Synagoge akzeptierte die LXX.
- Das jüdische Volk bzw. die Hebräerbrief-Adressaten akzeptierten die LXX.
- Der Hohe Rat akzeptierte die LXX.
- Über die Engel:
- Es wird manchmal behauptet, dass die deuterokanonischen Bücher nicht mit der LXX übersetzt wurden, da sie ja auch Griechisch geschrieben wurden.
- Das stimmt so jedoch nicht: Jesus Sirach (und vielleicht andere) wurden aus einem hebräischen Original übersetzt.
Gab es zur Zeit Jesu überhaupt einen fixen jüdischen Kanon?
- Es gab bis zu 24 verschiedene jüdische Parteien im 1. Jahrhundert!
- Die Sadduzäer erkannten nur die Torah als kanonisch an.
- Die Pharisäer angeblich ja nur die protokanonischen Bücher?
- Die Essener hatten auch die deuterokanonischen Bücher im Gebrauch.
- In Qumran wurden sie gefunden, nicht jedoch Esther!
- Die ersten Christen akzeptierten auch den Deutero-Kanon (siehe biblische Referenzen auf diese Bücher).
- Die Diaspora-Juden akzeptierten die LXX (und somit wohl auch ihren Kanon), da sie teilweise nur Griechisch sprachen (man siehe die Sprachenrede zu Pfingsten).
- Manche Juden akzeptierten sogar einen breiteren Kanon als die Katholiken.
- Setzte Jesus wirklich einen Kanon bei den Juden voraus, wenn Er sich auf die Schrift bezieht?
- Er hat sich in der Diskussion den Kontrahenten angepasst:
- Z.B. diskutiert Jesus in Mt 22,23ff. mit Sadduzäern über die Auferstehung und Jesus nimmt nicht die einfachen Verse aus dem AT (bspw. Dan 12,2), sondern argumentiert nur aus der Torah heraus.
- Er passt sich dem schmaleren Kanon der Kontrahenten an.
- Und das sogar, obwohl sich die Sadduzäer hier auf eine Geschichte aus Tobit beziehen, was aus ihrer Position sehr heuchlerisch ist.
- Wieso weist Jesus sie nicht zurecht und wirft ihnen einen zu geringen Kanon vor?
- Oder gab es vielleicht noch keinen offiziellen jüdischen Kanon?
- Ein objektiver Kanon bedeutet nicht, dass jeder diesen kennt.
- Die Juden sind, wie schon belegt, zerstritten.
- Sicherlich gab es auch welche, die den von Gott intendierten Kanon hatten.
- Aber eine Referenz Jesu auf den Kanon heißt ja noch nicht, dass jeder dies erkennt oder anerkennt.
- Jesus setzt ja auch manchmal seine objektiven Auslegungen als Standard für Rechtgläubigkeit und Geradlinigkeit voraus, obwohl die Juden ja offensichtlich anderen Auslegungen anhingen.
- Soll das Objektive schweigen, nur weil andere es nicht (an)erkennen?
- Jesus kam ja gerade zu dem Zweck, um uns endlich die objektive Lehre als auch Lebensweise zu bringen und dann wohl auch den objektiven Kanon zu bestätigen, was ja vorher offensichtlich kein Prophet getan hatte.
- Jesus bezieht sich vielleicht einfach auf jene Bücher, die bei seinen Gegnern nicht umstritten waren. Das sagt aber nichts darüber aus, ob andere Bücher vielleicht noch debattiert wurden.
- Er hat sich in der Diskussion den Kontrahenten angepasst:
- Rabbinisches Judentum:
- Noch Ende des 2. Jahrhunderts n.Chr. wurde über die Kanonizität mancher Bücher gestritten (Mishna, Yadaim, III, 5; Oder früher noch: Babylonian Talmud, Megilla, fol. 7).
- Offensichtlich bestand da vorher noch keine Klarheit, sonst wäre der Streit ja nicht nötig gewesen.
- Es betraf die Bücher Sprüche, Esther, Hohelied und Prediger.
- Die Synode von Jamnia ist wohl nur ein Mythos, hat aber auf keinen Fall einen verbindlichen Kanon festgeschrieben. Esther, Hohelied und Prediger waren dort umstritten.
- Der Babylonische Talmud zitiert Sirach als Heilige Schrift (bereits im 5. Jhdt. v.Chr.).
- In Verbindung mit Graphä sollen angeblich immer nur traditionelle Schriftstelle zitiert und niemals deuterokanonische Bücher.
- Die „Schrift“ (Graphä) sei also ein Terminus Technicus.
- Das ist ein Argumentum ex silencio.
- Wo sind die Beweise, dass dies ein gängiger Terminus Technicus war?
- Siehe die Ausführungen zu Lk 24,44.
- Jüdischer Kanon:
- Bei vermeintlichen Kanonlisten der Juden ist immer zu fragen, ob es sich um eine vollständige oder vielleicht um nur eine beschreibende Liste von Heiligen Büchern handelt.
- Es kann gar keinen fixen und formellen jüdischen Kanon gegeben haben.
- Denn dann wäre die Offenbarung abgeschlossen und das NT nicht kanonisch.
- Es ist also zu erwarten, dass die Juden keinen definitiven Kanon hatten, insbesondere, wenn sie die Autorität und Inspiration hatten, einen festzulegen.
- Die christliche Kirche hatte diese Autorität und hat dann endlich auch einen formellen und definitiven Kanon entschieden und die Offenbarung für abgeschlossen erklärt.
Weitere Argumente gegen den Deutero-Kanon
- Josephus und Hieronymus argumentieren, dass das AT 22 Bücher haben muss, weil das hebräische Alphabet 22 Buchstaben hat.
- Es ging den beiden wohl eher um Zahlenmystik als um Fakten.
- Die normale Zählweise der Juden sind 24 Bücher.
- 39 Bücher nach protestantischer Zählweise.
- Josephus kennt nur 13 Propheten und 4 sonstige Bücher neben den 5 Büchern Mose
- Wie man es dreht und wendet, alles bleibt etwas rätselhaft.
- Hieronymus kennt 5 Bücher Mose, 8 Propheten und 9 Hagiographen.
- Auch hier findet eine komische Zählweise statt.
- Hieronymus zitiert später in seinem Leben Sirach als Heilige Schrift (änderte seine festen Ansichten also aufgrund der Autorität der Kirche).
- Josephus zitiert in den Jüdischen Altertümern auch 1Makk und aus den Deutero-Kapiteln von Esther.
- Er betont aber andererseits, dass die Heiligen Schriften seine einzigen Autoritäten waren.
- Josephus scheint auch zu Übertreibungen zu neigen, da er auch sagte, dass niemand zu den 22 Büchern je etwas hinzugefügt hätte. Aber wir wissen das Gegenteilige von den Essenern. Oder er sagt auch, dass niemals jemand etwas hinweggenommen hätte. Aber wir wissen Gegenteiliges von den Sadduzäern.
Weitere Argumente für den Deutero-Kanon
- Zitate und Referenzen aus deuterokanonischen Büchern sind gewöhnlich in der frühen Christenheit:
- Alte Liturgien wie die von Jakobus
- Kirchenväter- und Schriftsteller (z.B. Clemens von Rom, Irenäus, Athanagoras, Clemens von Alexandrien, Origines, Methodius, Cyprian, Athanasius, Augustinus)
- Clemensbrief (vom Clemens bekannt aus dem NT und 4. Papst) zitiert Weisheit Salomos in 1Clem 27,5.
- Didache zitiert Sirach 4,31 als Heilige Schrift.
- Polykarp zitiert Tobit 4,10 und Tobit 12,9 in seinem Brief an die Philipper.
- 177 n.Chr.: Melito von Sardes sagt, dass Juden und Christen Weisheit Salomos als kanonisch ansehen.
- 180 n.Chr.: Irenäus zitiert Daniel-Zusätze.
- 240 n.Chr.: Origines sieht Baruch im Kanon und verweist zu 1. und 2. Makk.
- NT selbst referenziert sie (obwohl es natürlich alles mögliche zitiert, aber es hat sehr oft eben auch Referenzen zu den deuterokanonischen Büchern).
- Erste Protestanten wollten sich noch nicht so recht von den deuterokanonischen Büchern lösen.
- Große Kirchenleiter akzeptierten die deuterokanonischen Schriften generell: Justin der Märtyrer, Tertullian, Augustinus, Ambrosius, Cyprian, Irenäus.
- Qumran hatte von einigen deuterokanonischen Büchern mehr Kopien als von manchen protokanonischen.
- Konzilien bestätigen den katholischen Kanon:
- Rom (382)
- Papst Damasus kanonisierte den heutigen Kanon.
- Ausnahme: Baruch (aber das gehörte traditionell zu Jeremia)
- Hippo (393)
- Karthago (397-419)
- Florenz (1442 und somit ein ökumenisches Konzil noch vor der Reformationszeit)
- Die Kirche hat also in Trient bzgl. des Kanons nicht übereilt auf Luther reagiert, sondern hatte den Kanon schon vorher etliche Male festgelegt.
- Auch Hieronymus erkennt letztlich im Vorwort zu Judith – wenn auch widerwillig – an, dass Judith laut Nizäa I (325) kanonisch war.
- Zwar haben wir nichts bzgl. eines Kanon von Nizäa I dahingehend überliefert, es zeigt aber plausibel, dass es wohl damals schon festgelegt wurde – immerhin war ja Hieronymus ein ausgesprochener Gegner von den deuterokanonischen Büchern.
- Hieronymus lehnte die deuterokanonischen Bücher ohnehin nur ab, weil er bei Juden auf Hebräisch-Fortbildung war.
- Dies zeigt auch, dass es zwar Streit unter den ersten Christen gab (wie auch bspw. zur Trinität), dass man sich aber am Ende des Tages unter die Kirchenmeinung untergeordnet hat.
- Rom (382)
- In den frühen christlichen Katakomben gibt es Kunstwerke, die Szenen den deuterokanonischen Büchern zeigen.
- Dies ist kein zwingendes Argument.
- Aber es ist schon beachtlich, wurde doch damals der Glaube für das ungebildete Volk häufig mit Bildern und Ikonen erklärt.
- Die Orthodoxen akzeptieren die deuterokanonischen Bücher, was bzgl. des Deutero-Kanons die Einigkeit der universalen Christenheit von Anfang an belegt.
- Denn die Orthodoxie hat quasi Vieles eingefroren, was bis 1000 n.Chr. universale Lehre war.
- Alte griechische Codices der LXX beinhalten die deuterokanonischen Bücher ungetrennt von den protokanonischen (Aleph, A, B).
- Zwar variieren sie und haben nicht immer alle deuterokanonischen Bücher drinnen.
- Dennoch zeigt es, dass sie normalerweise dazu gehörten.
- Tobit, Judit, Weisheit Salomos und Sirach sind in allen Codices vorhanden.
- Man könnte jetzt damit gegen den katholischen Kanon argumentieren, aber den protestantischen kriegt man damit auf keinen Fall erklärt.
- Außerdem begründet sich der Kanon innerkatholisch sowieso ekklesiologisch und nicht wie bei Protestanten häufig durch historisch-dogmatisches Abwägen.