💡 Das Fegefeuer sollte lieber Purgatorium genannt werden, weil es sich hierbei um einen Reinigungs-/Läuterungort handelt und dieser nicht mit der Hölle zu verwechseln ist! Jede Seele, die nach dem Tod in das Fegefeuer kommt, wird auf jeden Fall danach in den Himmel gelangen. Wer in die Hölle kommt, bleibt auf Ewigkeit in der Hölle und wird dort auch nicht mehr geläutert sondern endgültig bestraft.
Läuterung ist auch nach Vergebung notwendig
- In Sach 13,7-9 finden wir eine messianische Prophetie auf das Kreuz
- Sach 13,7-9“7 Schwert, erwache gegen meinen Hirten, gegen den Mann, der mein Gefährte ist!, spricht der HERR der Heerscharen. Schlage den Hirten, und die Schafe werden sich zerstreuen; und ich will meine Hand den Geringen zuwenden! 8 Und es soll geschehen, spricht der HERR, dass im ganzen Land zwei Drittel ausgerottet werden und umkommen, ein Drittel aber soll darin übrig bleiben. 9 Aber dieses [letzte] Drittel will ich ins Feuer bringen und es läutern, wie man Silber läutert, und ich will es prüfen, wie man Gold prüft. Es wird meinen Namen anrufen, und ich will ihm antworten; ich will sagen: »Das ist mein Volk!«, und es wird sagen: »Der HERR ist mein Gott!«”Sach 13,7-9
- Das übrig bleibende Drittel dieser Prophetie ist ganz klar die christliche Gemeinde.
- Es spricht von der Zeit nach dem Kreuz, denn der Hirte wurde geschlagen und die Schafe zerstreut.
- Und dennoch wird die Gemeinde hier ins Feuer der Läuterung gebracht.
- Somit ist die Läuterung unabhängig vom Kreuzesgeschehen und weiterhin nötig.
- Auch Mal 3,2-3 berichtet davon, dass man beim Schauen Gottes erst einmal gereinigt wird.
- Mal 3,2-3“2 Wer aber wird den Tag seines Kommens ertragen, und wer wird bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer des [Silber-]Schmelzers und wie die Lauge der Wäscher. 3 Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen; er wird die Söhne Levis reinigen und sie läutern wie das Gold und das Silber; dann werden sie dem HERRN Opfergaben darbringen in Gerechtigkeit. 4 Dann wird die Opfergabe von Juda und Jerusalem dem HERRN wohlgefallen, wie in der grauen Vorzeit und wie in den längst vergangenen Jahren.”Mal 3,2-3
- Es bezieht sich nicht auf das Erdenleben, da vom Tag Seines Kommens die Rede ist.
- Auch bezieht es sich nicht auf den Himmel, da man im Himmel nicht mehr gereinigt werden muss, sondern schon rein ist (vgl. Hebr 12,14).
- Auf die Hölle kann es sich auch nicht beziehen, da man hier auch nicht gereinigt wird und schon gar kein Gold oder Silber ist. Auch werden in der Hölle nach dieser Reinigung dem Herrn sicherlich keine Opfergaben in Gerechtigkeit dargebracht.
Strafe und Schuld sind getrennt
- Selbst wenn die Schuld gesühnt ist, kann eine zeitliche Strafe verbleiben.
- Der Fluch des Sündenfalls wird weiterhin auf wiedergeborene Christen angewendet: Gen 3,16-19
- Kol 1,24“Jetzt freue ich mich in meinen Leiden, [die ich] um euretwillen [erleide ], und ich erfülle meinerseits in meinem Fleisch, was noch an Bedrängnissen des Christus aussteht, um seines Leibes willen, welcher die Gemeinde ist.”Kol 1,24
- David wurde eine Sünde vergeben, aber eine zeitliche Strafe hatte er weiterhin zu erleiden:
- 2Sam 12,13-14“13 Da sprach David zu Nathan: Ich habe gegen den HERRN gesündigt! Nathan sprach zu David: So hat auch der HERR deine Sünde hinweggenommen; du sollst nicht sterben! 14 Doch weil du den Feinden des HERRN durch diese Sache Anlass zur Lästerung gegeben hast, so wird auch der Sohn, der dir geboren wurde, gewisslich sterben!”2Sam 12,13-14
- Errettete erhalten trotzdem Strafen in unterschiedlichem Maße.
- Lk 12,46-48“46 so wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen, da er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und wird ihn entzweihauen und ihm sein Teil mit den Ungläubigen geben. 47 Der Knecht aber, der den Willen seines Herrn kannte und sich nicht bereithielt und auch nicht nach seinem Willen tat, wird viele Schläge erleiden müssen; 48 wer ihn aber nicht kannte und doch tat, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge erleiden müssen. Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man desto mehr fordern.”Lk 12,46-48
- Der erste Knecht kommt in die Hölle (Teil mit den Ungläubigen).
- Der zweite Knecht kommt dort nicht hin, kriegt jedoch viele Schläge.
- Der dritte Knecht geht auch nicht in die Hölle, kriegt jedoch wenige Schläge.
Wiedergutmachung
- Neben der Vergebung gibt es noch die Wiedergutmachung.
- Die Vergebung bezieht sich auf die Schuld.
- Die Wiedergutmachung bezieht sich auf die Reparation (so weit es geht Genugtuung leisten).
- Jede Sünde hinterlässt bei uns auch eine spirituelle Wunde, die geheilt werden muss.
Der Reiche und Lazarus
- Lk 16,19-31“Es war einmal ein reicher Mann; der kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und hielt alle Tage glänzende Gelage. Ein Armer aber, mit Namen Lazarus, lag voller Geschwüre vor seiner Tür. Gern hätte er sich mit den Abfällen vom Tisch des Reichen gesättigt, aber niemand gab sie ihm. Sogar die Hunde kamen und leckten an seinen Geschwüren. Da starb der Arme und wurde von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen. Aber auch der Reiche starb und wurde begraben. Als er in der Unterwelt, von Qualen gepeinigt, seine Augen erhob, sah er von fern Abraham und Lazarus auf seinem Schoß. Da rief er: >Vater Abraham! Erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er eine Fingerspitze ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide große Qual in dieser Feuersglut. Bedenke, Kind, daß du dein Gutes in deinem Leben empfangen hast, Lazarus gleichermaßen das Schlechte. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest Qualen. Zu alledem befindet sich zwischen uns und euch eine weite Kluft, so daß keiner von hier zu euch hinübergehen und keiner von dort herüberkommen kann, auch wenn er wollte. Dann bitte ich dich, Vater, sende ihn in mein Vaterhaus. Ich habe ja noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Sie haben Mose und die Propheten; auf die sollen sie hören! Nein, Vater Abraham! wenn aber einer von den Toten zu ihnen kommt, dann werden sie sich bekehren. Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht!”Lk 16,19-31
- Die meisten Kommentatoren sind sich einig, dass sich der Reiche in der Hölle befindet. Es gibt aber Gründe, die dafür sprechen, dass er sich im Fegefeuer befindet.
- Auch der gerechte Samuel befand sich nach seinem Tod erst einmal in der “Unterwelt” (vgl. 1Sam 28,3-14).
- Feuersglut und Qualen gibt es nicht nur in der Hölle, sondern auch im Fegefeuer (vgl. 1Kor 3,11-15).
- Auch zwischen dem Himmel und dem Fegefeuer besteht eine unüberbrückbare Kluft.
- Es gibt Gründe anzunehmen, warum der Reiche nicht in der Hölle ist:
- Der Reiche wendet sich liebevoll an den hl. Abraham, da er ihn “Vater Abraham” nennt.
- Verdammte haben aber eine Abscheu gegen Gott und Seine Heiligen.
- Die Hölle ist die vollkommene Gottesferne, wo es keinen Funken von Liebe und Zuneigung mehr gibt.
- Abraham nennt den Reichen seinerseits ebenso liebevoll “Kind”.
- Ein Verdammter ist Laut Christus kein Kind Abrahams, sondern ein Kind des Teufels (vgl. Joh 8,39-44).
- Der Reiche empfindet auch gegenüber seinen Angehörigen Liebe und Zuneigung, da er deren Wohl erwünscht.
- Der Reiche wendet sich liebevoll an den hl. Abraham, da er ihn “Vater Abraham” nennt.
Onesiphorus
- 2Tim 1,16-18“16 Der Herr erweise dem Haus des Onesiphorus Barmherzigkeit, weil er mich oft erquickt und sich meiner Ketten nicht geschämt hat; 17 sondern als er in Rom war, suchte er mich umso eifriger und fand mich auch. 18 Der Herr gebe ihm, dass er Barmherzigkeit erlange vom Herrn an jenem Tag! Und wie viel er mir in Ephesus gedient hat, weißt du am besten.”2Tim 1,16-18
- Onesiphorus ist höchstwahrscheinlich verstorben.
- Paulus wünscht dem Haus des Onesiphorus Barmherzigkeit, was schon etwas komisch klingt, weil er hätte ihm diese ja auch direkt wünschen können.
- Dann wünscht aber Paulus nur dem Onesiphorus direkt Barmherzigkeit für den Tag des Herren.
- Dies legt sehr nahe, dass Paulus zwischen dem Haus des Onesiphorus und dem Onesiphorus eine konzeptionelle Trennung vornimmt.
- Onesiphorus gehört nicht zu seinem Haus.
- Dies kann aber nur der Fall sein, wenn er schon tot ist.
- Wenn er nicht tot ist, wieso wünscht dann Paulus nur dem Onesiphorus die explizite Barmherzigkeit für den Tag des Herren, nicht aber dem Rest seines Hauses?
- Wieso trennt Paulus überhaupt zwischen ihm und seinem Haus, wenn er nicht gestorben ist?
- Auch wird 2Tim 4,19 nur das Haus des Onesiphorus gegrüßt, aber Onesiphorus wird als Person nicht erwähnt? Eine komische Formulierung, da ja direkt zuvor auch Einzelpersonen, nämlich Prisca und Aquila, gegrüßt werden.
- Nicht zu verwechseln mit Onesimus, dem Sklaven, aus der Gemeinde in Kolossae. Onesiphorus ist aus der Gemeinde in Ephesus.
- Über Onesiphorus berichtet Paulus nur in der Vergangenheitsform.
- Paulus wünscht dem Onesiphorus Barmherzigkeit für den Tag des Herrn.
- Würde Paulus davon ausgehen, er würde in den Himmel kommen, wäre dieser Wunsch sinnlos, denn er hätte dann ja schon alles erdenkliche Barmherzigkeit.
- Würde Paulus davon ausgehen, er würde in die Hölle kommen, wäre dieser Wunsch ebenfalls sinnlos, denn er hätte dann ja keine Chance mehr auf Barmherzigkeit.
- Also muss Onesiphorus laut Pauli Einschätzung an einem anderen Ort sein.
- Diesen dritten jenseitigen Ort identifizieren wir als Fegefeuer/Purgatorium. Dort hätte Onesiphorus Barmherzigkeit weiterhin nötig.
Locus classicus: 1Kor 3,11-15
- 1Kor 3,11-15“11 Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 12 Wenn aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, 13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden; der Tag wird es zeigen, weil es durchs Feuer geoffenbart wird. Und welcher Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben. 14 Wenn jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleibt, so wird er Lohn empfangen; 15 wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden erleiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.”1Kor 3,11-15
- Es geht um das persönliche Gericht. Es geht um die Errettung.
- “Wie durchs Feuer” ist dem biblischen Sprachgebrauch nach gleichbedeutend mit “Feuer”, was z.B. Phil 2,7 belegt, wo wir lesen, dass Christus “wie ein Mensch” erfunden wurde, wobei Er nach 1Tim 2,5 doch “Mensch” ist.
- Ein literales Feuer muss aber laut Purgatoriumslehre nicht gemeint sein. Wichtiger sind die Effekte dieses verbrennenden Etwas
- Dennoch wird aber ein Feuer genannt, das erprobt und offenbart.
- Die Hölle kann nicht gemeint sein, da man am Ende doch gerettet wird.
- Der Himmel kann auch nicht gemeint sein, da man “Schaden erleiden” wird.
- Es handelt sich um einen “Tag”, an dem das Werk eines jeden offenbar wird.
- Das kann nur das Endgericht sein, da wir jetzt zwar hin und wieder die Werke der Mitmenschen offenbart bekommen, aber eben nicht “das Werk eines jeden”.
- Das zeigt auch, dass es hier um Soteriologie geht und nicht um eine diesseitige Errettung
Jüdische Glaubenspraxis
- Auch wenn Protestanten die deuterokanonischen Schriften gemeinhin nicht als inspiriert anerkennen, so sind sie dennoch historische Zeugnisse für die Glaubens- und Frömmigkeitspraxis der Juden des Alten Testamentes.
- 2Makk 12,43-45“43 Er veranstaltete eine Sammlung, an der sich alle beteiligten, und schickte etwa zweitausend Silberdrachmen nach Jerusalem, damit man dort ein Sündopfer darbringe. Damit handelte er sehr schön und edel; denn er dachte an die Auferstehung. 44 Denn hätte er nicht erwartet, dass die Gefallenen auferstehen werden, wäre es überflüssig und sinnlos gewesen, für die Toten zu beten. 45 Auch hielt er sich den herrlichen Lohn vor Augen, der für die hinterlegt ist, die in Frömmigkeit entschlafen. Ein heiliger und frommer Gedanke! Darum ließ er die Toten entsühnen, damit sie von der Sünde befreit werden.”2Makk 12,43-45
- Diese Stelle legt einen Zwischenzustand dar, der als Läuterungsort verstanden wird.